Hallo, Ihr Lieben ...
Was die Gründe betrifft, ob sich Störche für eine West- oder Ostroute entscheiden, ich kann Euch da nur zustimmen.
Aber letztendlich sind das alles nur Vermutungen, ganz sicher wissen tun es die Forscher auch nicht, auch wenn es recht aufwändige Studien gab, wie z.B. mit den Mönchsgrasmücken.
Siehe hier:
https://www.evolbio.mpg.de/3171794/rese ... 943?c=8364
Petra hatte dies vor ein paar Wochen zur Sprache gebracht, nämlich
>hier<.
Nur kurz zur Studie:
Da wurden
Mönchsgrasmücken-Männchen und Mönchsgrasmücken-Weibchen miteinander verpaart, die immer die selbe Zugroute nahmen.
Und bei ihren Nachkommen stellte sich dann heraus, dass sie ebenfalls die selbe Route wie ihre Eltern nahmen, ohne es zuvor gelernt zu haben.
Also geht man davon aus, dass die jeweilige Zugroute vererbt wurde.
Die Frage ist, inwieweit diese Art der Genetik auch bei Störchen eine Rolle spielt, zumal Mönchsgrasmücken
nur wenige Jahre alt, wenngleich in manchen Fällen über 10 Jahre alt werden können (die angeborene Zugrichtung also von ihnen benötigt wird), während Störche auch durch ihre Erfahrungen lernen können, da sie in freier Wildbahn bereits an die 20, manche bis zu 30 Jahre alt werden.
Jedenfalls, wir werden es immer wieder erleben, dass sehr nahe Verwandte trotzdem unterschiedliche Routen nehmen, wobei man ja sagen muss, dass auch Storchen-Geschwister gewisse Unterschiede im Genpool aufweisen.
Persönlich sehe ich da drei Komponenten, die wohl alle gleichermaßen eine Rolle spielen, wenn es um die Wahl einer Route geht.
Die Gene sind das eine, aber das andere sind auch die Zufälle, ob die älteren Störche, denen die jüngeren folgen, nun West- oder Ostzieher sind.
Und als Drittes kommt es schon auch darauf an, welche Entscheidungen ein Jungstorch selbst trifft.
Wobei ich denke, dass die Gene in erster Linie dafür verantwortlich sind, dass Vögel überhaupt in den Süden ziehen.
Was die Entscheidung eines Jungstorchs betrifft, wo(hin) er jetzt (mit)fliegt, das hängt vermutlich auch von seiner Wahlmöglichkeit ab.
An manchen Knotenpunkten sammeln sich mehrere Hundert von Störchen. Und darunter gibt es gewiss Dutzende von älteren Störchen, die für sich eine Route gewählt haben, der sich andere anschließen.
Und da kommt es darauf an, wen ein Jungstorch auswählt - auch wenn er noch nicht wirklich weiß, wohin die Reise geht.
Aber wenn man die Routen der Jungstörche anschaut, so gibt es immer mal wieder Fälle, wo ein Jungstorch sich offenbar zuerst einem Trupp angeschlossen hatte, sich dann aber doch wieder anders entscheidet und zum vorigen Platz zurückkehrt oder eine andere Route einschlägt.
So meine ich, dass das Reisen der Jungstörche - die älteren kennen ihre Routen bereits gut - eine Mischung aus Genen, Zufällen und Entscheidungen nach Lust und Laune sind.
Am besten sieht man das auch an der kürzlichen Zickzack-Flugroute von
Unzhurst2 (siehe Beitrag
>hier<).
Mit zunehmendem Alter dann verfeinern Störche ihre Routen, nehmen Abkürzungen und wählen auch näherliegende Überwinterungsgebiete aus, denen sie dann auch relativ treu bleiben, auch wenn sie nicht immer an die selben Orte ziehen.
Sprich: Im ersten Jahr ziehen die Störche im Normalfall am weitesten in den Süden und fliegen überhaupt sehr weite Strecken, streunern auch nach ihrer Rückkehr in ihr Herkunftsland herum, kundschaften fremde Gegenden aus. Erst in den Jahren danach verkürzen sich ihre Routen und sie entscheiden sich dann für ganz bestimmte Überwinterungsgebiete.
Ach ja ...
Und um hier noch mal einen Bogen zum Zugverhalten der Mönchsgrasmücken und der Studie hierzu zu ziehen ...
Ich weiß nicht, wie experimentierfreudig und reiselustig die jungen Mönchsgrasmücken sind. Das würde vermutlich auch Aufschluss darüber geben, wie stark genetisch verankert eine Zugroute bei einer Vogelart ist.
Liebe Grüße, Elisa