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Mauersegler frei lassen

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VP-Archivar
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Mauersegler frei lassen

Beitrag von VP-Archivar »

Sambucoline schrieb am 08.08.2017, 11:12:

Hallo miteinander,

nach einer tollen Brutsaison, bei der am Ende 25 Mauersegler mein Haus umkreisten, hat man mir einen verunglückten Mauersegler-Jungvogel gebracht. Ich päpple seit mehreren Jahren Tiere auf und nachdem man dies weiß und dass ich Mauersegler am Haus habe, war die Übergabe recht schnell organisiert. Artgerechtes Futter ist für diverse Notfälle auch immer vorrätig.
Der Kleine startete bei mir mit einem Anfangsgewicht von 31 g, setzte grünen Hungerstuhl ab und hatte natürlich auch überhaupt keine Lust auf eine Fütterung. Er blutete an einem Fuß, dies konnte ich gut stillen. Der Tierarzt konnte keine weiteren Verletzungen feststellen.
Der Zustand des Kleinen ist mittlerweile sehr gut und ich würde ihn nun gerne frei lassen. Am liebsten würde ich ihn mit den anderen Seglern fliegen lassen. Mein Problem ist aber, dass seit zwei Wochen kein Segler mehr im Dorf zu sehen war. Das Wetter spielt einfach nicht mit.
Was meint ihr? Kommen die Segler noch mal zurück für ein bis zwei Wochen oder sind sie durch die Schlechtwetterperiode nun dauerhaft verschwunden und ich muss den Kleinen alleine in die Welt hinaus schicken?

Liebe Grüße
Sambucoline
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Re: Mauersegler frei lassen

Beitrag von VP-Archivar »

tamsung schrieb am 09.08.2017, 11:58:

Hier im hohen Norden (Geltinger Bucht) sind immer noch 3-5 Mauersegler zu sehen. In Dänemark berichtet mein Mann auf Segeltour von screamingparties im Hafen . Durchzügler sollten also noch eine ganze Weile unterwegs sein und Anschlussmöglichkeit bieten.
Viel Erfolg!
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Viele Grüße, Inke
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Re: Mauersegler frei lassen

Beitrag von VP-Archivar »

Sambucoline schrieb am 10.08.2017, 20:01:

Hallo ihr Lieben,

vielen Dank für eure Antwort. Ich habe gestern versucht ihn ziehen zu lassen. Er ist seit Tagen schon sehr interessiert an das was am Himmel geschieht und freute sich sichtlich auch darauf loszufliegen.

Er startete nach einigem Umsehen von der Hand ... hinterließ mir noch einen Haufen... flog los und nach einigen Metern segelte er sanft auf den Boden. Keine Bruchlandung, aber dennoch seltsam, dass er nicht an Höhe gewann und davon zog. Ich konnte ihn wieder gut aufheben. Er atmete nicht schwer, war weder überanstrengt noch aufgeregt. Federkleid ist völlig in Ordnung, keine Spulen zu sehen. Durch die Landung wurde auch nichts beschädigt.

Nachdem heute das Wetter schlechter geworden ist, bleibt er also etwas länger bei mir. Ich werde den Segler mit seinen wunderschönen Augen und diesem tiefen, zu Herzen gehenden Blick vermissen, aber ich mache drei Kreuzzeichen, wenn ich nicht mehr füttern muss. Ich habe einen Heidenrespekt vor den professionellen Mauersegler-Päpplern. Ich füttere wirklich lieber eine komplette Brut von Singvögeln, als einen Mauersegler.

Hoffentlich kommen bald einmal bessere Wettertage. Mich macht es echt mürbe. Ein Segler muss fliegen.

Liebe Grüße
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Re: Mauersegler frei lassen

Beitrag von VP-Archivar »

Bullwinkel schrieb am 11.08.2017, 02:44:

Zitat:
Zitat von Sambucoline Beitrag anzeigen

Er startete nach einigem Umsehen von der Hand ... hinterließ mir noch einen Haufen... flog los und nach einigen Metern segelte er sanft auf den Boden. Keine Bruchlandung, aber dennoch seltsam, dass er nicht an Höhe gewann und davon zog. Ich konnte ihn wieder gut aufheben. Er atmete nicht schwer, war weder überanstrengt noch aufgeregt. Federkleid ist völlig in Ordnung, keine Spulen zu sehen. Durch die Landung wurde auch nichts beschädigt.

Hoffentlich kommen bald einmal bessere Wettertage. Mich macht es echt mürbe. Ein Segler muss fliegen.

Liebe Grüße

Hallo Sambucoline,


ein junger Segler der flügge ist wird sehr aufgeregt wenn er draußen den Himmel sieht, fängt an zu zittern und startet meist nach wenigen Sekunden oder unmittelbar. Am Anfang wird im Schwirrflug Geschwindigkeit aufgenommen und dann geht es hoch. Oft sieht man nach 30 s nur noch einen schwarzen Punkt in der Höhe.

Dass er sanft auf den Boden segelt und nicht Vollgas gibt ist sehr ungewöhnlich. Immerhin ist es für einen Segler eine "Alles oder Nichts" Entscheidung beim Jungfernflug und er wird alles geben, um den freien Luftraum zu erreichen. Manchmal ist ein Jungvogel noch nicht startbereit obwohl das Federkleid ausgewachsen ist. Vielleicht hat er das Tief mit Kälte und Nässe gespürt und wäre unter natürlichen Bedingungen noch im Nest geblieben bis zu einer Wetterbesserung.

Es müßte aber auch daran gedacht werden, dass der Vogel evtl. verletzt ist. Immerhin ist er ja schätzungsweise sehr unsanft aus dem Nest gestürzt, hatte eine blutende Wunde. Da wäre z. B. auch ein kleiner Schaden im Schultergürtel möglich den man kaum sieht. Mit so etwas würde ein Segler nie mehr richtig fliegen obwohl er völlig gesund erscheint.

Hat er denn mit beiden Flügeln viel und gleichmäßig trainiert (Liegestütze, Flattern) ? Ist eine leichte Asymmetrie in der Flügelstellung zu erkennen ? Gibt es Anzeichen, dass einer od. beide Flügel zu wenig Kraft haben ?

Ich würde am nächsten sommerlichen Tag auf eine ausreichend große, kurz gemähte Wiese gehen wo man ihn nach einem Fehlstart sicher wiederfindet und ihn recht niedrig, 1m-1,50m starten. Ein top fitter Jungsegler könnte sogar vom Boden aus starten und man kann dann davon ausgehen, dass er auch oben bleibt. Ein erneuter Start von erhöhter Position, ein paar 100 m Flug und dann Absturz z. B. in ein Gebüsch wäre vermutlich das Ende.

Sollte er beim nächsten Mal trotz Willen und Anstrengung wieder keine Höhe gewinnen oder eine leichte Schiefhaltung beim Flattern zeigen müßte er meiner Meinung nach z. B. in Frankfurt medizinisch untersucht werden.

Ich wünsche dem Kleinen viel Glück und einen Bilderbuchstart beim nächsten Mal. Ab WE ist top Wetter angesagt

Über Seglergesellschaft würde ich mir keine Sorgen machen. Jetzt in der ersten Augusthälfte sind noch viele Segler am Himmel, nur eben nicht mehr in den Städten und um die Nistplätze.
__________________
Liebe Grüße

Thomas
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