Einen guten Abend, liebe Mitlesenden, KiZa-Chat-Mitglieder und Storchenfreunde ...
Da Angela und mehrere andere - auch ich - sich Gedanken machen zum übrig gebliebenen
Ei Nummer 5 
, hier ein paar Überlegungen ...
Die Gedanken und Erfahrungen stammen - mal wieder - aus dem schlauen Buch "
Der Weißstorch" von Christoph Kaatz und 22 weiteren Autoren, die alle führende Weißstorch-Fachleute sind.
Wer nachlesen mag, auf Seite 275 wird man fündig ...
Es wird jedenfalls vermutet, dass
die ersten drei Eier im Normalfall
eine Schlupfeinheit bilden, die letztlich zum Erhalt der Art dienen.
Da deren Bebrütungszeit oft nahezu gleich ist (das Brüten beginnt oft mit dem 2. Ei, manchmal kurz davor und in vielen Fällen aber auch erst danach) und deren Ablage-Termine deshalb auch sehr nah beieinander liegen, kann es passieren, dass aus diesen ersten drei Eiern die Küken in
nicht chronologischer Reihenfolge schlüpfen.
Das heißt, es ist z.B. möglich, dass aus Ei Nummer 2 das erste Küken schlüpft, aus Ei Nummer 3 das zweite und aus Ei Nummer 1 das dritte ... oder so ähnlich.
Das liegt wohl daran, dass man im Vorfeld nie sicher sein kann, dass alle drei nacheinander gelegten Eier dann auch wirklich gleich lang und gleich intensiv bebrütet werden. Ziemlich sicher sei nur, dass die Küken der ersten drei Eier oft kurz nacheinander schlüpfen - sofern sie alle befruchtet wurden.
Die vierten bis sechsten Eier eines Nestes dienen vermutlich lediglich als Reserve.
Und es passiert dann wohl nicht selten, dass - sobald ein viertes Küken etwas später geschlüpft ist - Ei Nummer 5 und 6 gar nicht mehr richtig bebrütet werden und bereits recht weit entwickelte Embryonen darin dann leider doch noch absterben.
Grundsätzlich kann man aber auch sagen, dass es im Gelege immer wieder unbefruchtete Eier gibt.
Wobei das 1., 5. und 6. Ei eines Geleges am ehesten unbefruchtet bleiben können.
Das 1. Ei kann deshalb unbefruchtet sein, weil ev. noch zu wenige erfolgreiche Paarungen stattgefunden haben und daher zu wenig Sperma in der Spermatasche im Eileiter der Störchin vorhanden war, als der Eisprung stattfand.
Das 5. oder/und 6. Ei kann unbefruchtet sein, weil das Storchenpaar bzw. die Störchin nach Ablage des 3. Eis schon so im Brutmodus ist, dass es bzw. sie kein Interesse mehr an einer weiteren Paarung hat. Auch da fehlt es also ev. an Sperma.
Jedenfalls, am häufigsten werden wohl das 3. und 4. Ei befruchtet (je zu etwa 84%), etwas weniger häufig das 2. Ei (zu etwa 76%) und noch etwas seltener das 1., 5. und 6. Ei (je zu etwa 72%).
Da aber Edgar und Ulla bereits ab Mitte/Ende Februar recht häufig kopulierten (siehe
Statistik 2025, an dieser Stelle ein dickes Dankeschön an Wille und Gudrun ...

) und das 1. Ei erst am 21. März 2025 gelegt wurde (
Quelle), ist dieses 1. Ei vermutlich schon befruchtet gewesen.
Die Paarungen dauerten auch bis in die zweite Woche der Eiablage an, sodass wahrscheinlich schlimmstenfalls nur das 5. Ei unbefruchtet geblieben sein könnte (Sperma kann bis zu 2 Wochen in der Eileitertasche der Störchin überleben).
Sprich, ob das 5. Ei von Ulla und Edgar nun wirklich unbefruchtet geblieben ist, das könnte man letztlich nur mit Hilfe einer Untersuchung feststellen.
Es könnte jedoch tatsächlich sein, dass das 5. Ei auch befruchtet war, aber die letzten Tage ohne konsequentes Bebrüten ein Absterben des Embryos zur Folge hatte ... leider. ...

...
Aber gut, das ist bzw. wäre wohl einfach auch den Umständen geschuldet (viel Arbeit mit 4 Küken, warme Tage, Unruhe durch Fremdstörche).
Ach ja, bei frisch gelegten Eiern ist es nicht tragisch, wenn sie zu Beginn ein, zwei Tage lang nur lauwarm gehalten werden.
Schädlich für die Entwicklung der Küken sind Unterbrechungen beim Brüten erst später, in den letzten Tagen vor dem Schlüpfen.
Oje, der Text is jetzt doch etwas arg lang geworden ...
Ich hoffe, ich hab die Sache mit dem 5. Ei bzw. die Gründe für das noch nicht geschlüpfte 5. Küken trotzdem verständlich genug erklärt ...
Ach ja ... weitere Informationen gibt es übrigens auch auf der Kirchzartener Homepage:
https://storchennest-kirchzarten.de/wissen.html
Liebe Grüße und eine gute Nacht ...
Elisa