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Störche auf Reisen begleiten mit der AnimalTracker-App 2025

OliEm
Küken
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Re: Störche auf Reisen begleiten mit der AnimalTracker-App 2025

Beitrag von OliEm »

Hallo Storchenfreunde,
es ist wieder so spannend, was Ihr „Aktiven“ alles recherchiert, dafür vielen Dank.
Hier in Freiburg-Hochdorf ist seit 3 Tagen ein Storch eingezogen, weiß allerdings nicht, ob er in Spanien oder Afrika war. Er ist beringt, die Nummer konnte ich nicht sehen. Anfang Januar ist schon ziemlich früh.
Ich freue mich auf weitere Einträge
Grüße
Gabriele
Breisgau Stoerche
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Re: Störche auf Reisen begleiten mit der AnimalTracker-App 2025

Beitrag von Breisgau Stoerche »

OliEm hat geschrieben: Fr 10. Jan 2025, 23:11 Hier in Freiburg-Hochdorf ist seit 3 Tagen ein Storch eingezogen, weiß allerdings nicht, ob er in Spanien oder Afrika war. Er ist beringt, die Nummer konnte ich nicht sehen. Anfang Januar ist schon ziemlich früh.
Ich freue mich auf weitere Einträge
Grüße
Gabriele
Hallo liebe Gabriele,
zu dem von dir gesichteten Storch in Freiburg-Hochdorf wollte ich dir doch ganz kurz antworten:
Als mich die Nachricht über den Storch erreichte, musste ich trotz anderer Pläne tatsächlich alles stehen und liegen lassen, um die Ringnummer abzulesen. Und die Freude war groß: es ist die Störchin, die seit Jahren auf dem Nest auf der Kirche residiert. Das Paar sind ziehende Störche. Bis wohin, kann ich dir leider gerade nicht auswendig sagen. Dazu müsste ich in die Wiederfundbenachrichtigungen schauen, die ich gerade nicht zur Hand habe. Aber ich kann dir einen kleinen Willkommensbericht hierlassen:
https://www.facebook.com/permalink.php? ... embed_post

Herzliche Grüße aus dem Breisgau in den Breisgau! 😀
Isi
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Elisa
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Re: Störche auf Reisen begleiten mit der AnimalTracker-App 2025

Beitrag von Elisa »

Hallo, lieber Mathias, hallo zusammen ... :D
entschuldigt bitte, dass ich mich jetzt erst melde ... ich war am Wochenende unterwegs.

Aber die liebe Isi von Breisgau Störche hat ja bereits recht ausführlich auf Mathias' Frage geantwortet.
Mathias, Deine Frage lautete:
Mathias hat geschrieben: Do 9. Jan 2025, 16:18Gibt es pi-mal-Daumen Erfahrungswerte aus den vergangenen Jahren, wann die West-ziehenden Störche mit der Rückreise nach Norden beginnen?
Und - falls diese Frage überhaupt zu beantworten ist - fliegen die Störche zuerst los, die am weitesten weg sind (weil sie die längste Strecke haben), oder merkt man keinen Unterschied?
Man kann tatsächlich sagen, die Rückreise der einzelnen Störche passiert sehr individuell.

Wobei man schon auch feststellen kann, dass jüngere bzw. ganz junge Weißstörche eher zum Bummeln neigen - sowohl auf dem Hinweg in den Süden, als auch auf dem Rückweg in den Norden - während ältere Störche bereits mit ihren Erfahrungen im Laufe ihres bisherigen Lebens gute Abkürzungen kennengelernt haben und sich daher zielstrebiger auf den Rückweg in ihre Brutgebiete machen, sofern sie auch schon ein ganz bestimmtes Brutnest ihr eigen nennen, das sie rechtzeitig vor anderen konkurrierenden Störchen erreichen möchten.
Es ist daher kein Wunder, dass Nesteigentümer, die ihr Nest schon im Vorjahr häufiger gegen Konkurrenten verteidigen mussten, eher dazu neigen, sich früher auf den Weg zu ihren Nestern zu machen. Wobei auch das wohl ganz individuell sein kann, da es auch unter Störchen - wie unter den Menschen - welche gibt, die die Verteidigung ihres Nestes und die Aufzucht des eigenen Nachwuchses ernster nehmen als andere.

Bei Jungstörchen ist das etwas anders, denn im Normalfall "begeistern" sich Jungstörche in ihrem ersten und meist auch noch in ihrem zweiten Jahr noch gar nicht so sehr für das Brüten, auch wenn sie vielleicht schon mal dazu neigen, älteren Störchen ihr Nest streitig zu machen bzw. eigene Versuche starten, ein eigenes Nest zu bauen. Das Verhalten hängt natürlich von ihrer Geschlechtsreife ab.

Der zweijährige Leon (er ist 2022 in Freiburg-Hochdorf auf der St. Martin Kirche geschlüpft und rechts beringt mit der Nummer DER A7Y54) gehört hier eher zu den Ausnahmen, auch wenn es offenbar zunimmt, dass jüngere Störche schon mit zwei Jahren Eltern werden. Leon war 2024 in Hamm (NRW) Erstbrüter (siehe Webcam der Familie Koehler) mit einem Küken (Luka) im Nest und war daher ein sehr junger Papa!

Will sagen, die jungen Störche schweifen in den ersten 24 bis 36 Monaten ihres Lebens eher herum, viele bleiben zudem in ihrem ersten oder sogar in ihrem zweiten Jahr noch im Süden, bevor es sie wieder im Spätwinter bzw. im frühen Frühjahr nach Norden in die Brutgebiete ihrer Artgenossen zieht.

Außerdem ist es auch so, dass die jüngeren Störche sich eher Trupps von Artgenossen anschließen, während die älteren Störche eher dazu neigen ihre eigenen Flugrouten zu wählen, die sie im Laufe ihres Lebens verfeinert haben. Allerdings passiert dies gewiss auch immer in Abhängigkeit von den jeweiligen Witterungsbedingungen und je nach Zuglust.

Mathias hat geschrieben: Do 9. Jan 2025, 16:18Kürzlich hatte ich ja (zufällig) Brioche entdeckt, der/die bis ganz runter nach Südafrika geflogen ist; mehr als 15.000 Kilometer.
https://www.animaltracker.app/map/anima ... 8a83f4bd5c
Allerdings ist er/sie ja ein Ostzieher, weil er aus Polen stammt.
Brioche (Geschlecht unbekannt) ist ein tolles Beispiel für einen Ostzieher, der auch noch so weit in den afrikanischen Süden geflogen ist.
Aber selbst unter den Störchen gibt es welche, die nicht unbedingt ihrer Route treu bleiben, aber das hängt natürlich auch vom Alter ab.
Ältere Störche nehmen tendenziell häufiger ihre bisherigen Routen als die jüngeren, die sich - aus ihrer Unsicherheit heraus - lieber einer Gruppe von Störchen anschließen - egal wohin die Reise geht.

Ich möchte Dir/Euch als Beispiel die Jungstörchin "Gambia (X9X54)" vorstellen, die 2023 in Loburg (östl. von Magdeburg / Hannover), geschlüpft ist und in ihrem ersten Jahr (Sommer 2023) mit Westziehern nach Spanien geflogen war, aber in ihrem zweiten Jahr (August 2024) zu einem Ostzieher wurde.
Siehe:
https://storchenhof-loburg.de/patenscha ... ml?isorc=1

Im Sommer 2023 flog sie auf einer Westroute bis nach Südspanien und überwinterte dort südlich von Sevilla. Anfang/Mitte März 2024 flog sie dann in Etappen wieder nach Norden und erreichte Anfang Mai 2024 Deutschland. In Nordhessen (bei Wabern) wurde sie am 5. und 6. Mai 2024 gesichtet:
https://storchenhof-loburg.de/satellite ... 2naZ4E-OnQ
https://www.facebook.com/groups/storche ... 461277135/
https://www.facebook.com/storchenhof.lo ... 207196372/

Von dort flog sie weiter in den Norden und erreichte Mitte Mai 2024 das Gebiet bei Lüneburg, südlich von Hamburg. Dort hielt sie sich bis Anfang Juni 2024 zw. Hamburg und Göttingen in verschiedenen Gebieten auf.
Dann flog sie am 8. Juni 2024 von Kelbra/Sangerhausen aus plötzlich recht gerade nach Osten über Cottbus und erreichte Mitte Juni ein Gebiet südlich von Kalisz (Polen). Dort blieb sie etwa 3 Wochen lang bis Anfang Juli 2024 und flog wieder nach Nordwesten, um eine größere Schleife bis Anfang August 2024 über Rostock, Wismar, Walsrode und Hildesheim zu fliegen, um abermals in den Osten Deutschlands aufzubrechen.

Zwischen dem 6. und 10. Aug. 2024, irgendwo zwischen Dessau und Bautzen, schloss sie sich dann wohl einem Trupp von Ostziehern an und flog mit diesem in den Südosten Europas (es kann aber zuweilen sein, dass sie auf dem Weg in den Süden mehrmals die Reisegruppe wechselte).
Mitte August 2024 überflog sie Ungarn und Rumänien und erreichte am 20. August schließlich Istanbul, südöstlich davon übernachtete sie vermutlich.
Innerhalb von gut 3 Tagen überflog sie die Türkei, erreichte am 23. oder 24. August Syrien, flog nach Süden über Jordanien und Israel weiter.
Am 27. Aug. 2024 überflog sie den westlichen der beiden Meerarme im Norden des Roten Meeres und erreichte das Gebiet östl. von Luxor (Ägypten).
Am nächsten Tag ging es weiter nach Südwesten durch den Sudan, bis sie am 2. Sept. 2024 die Grenze zum Tschad überflog.
Im Tschad hielt sie sich über 3 Wochen lang auf, zog dann aber Richtung Osten und Südosten weiter, flog mit längeren Pausen im Süden des Sudans weiter, und das entlang der Grenze zwischen Sudan und Südsudan bis nach Äthiopien, das sie dann am 26. Nov. 2024 erreichte.

In Äthiopien bog sie dann nach Süden ab, durchquerte ab Dez. 2024 Kenia (überflog Nairobi) und Tansania. Im Ruaha Nationalpark pausierte sie ca. 2 Wochen lang (vom 10. bis 24. Dez. 2024) und flog dann wieder weiter Richtung Südosten, wo sie am 1. Weihnachsfeiertag den Nordosten von Sambia erreichte.
Ende Dezember befand sie sich noch im südlichen Teil von Ost-Sambia.
Ihre letzte Ortung aus dem selben Gebiet stammt vom 7. Januar 2025.
Wo sie sich aktuell befindet, das wird man - hoffentlich - in ein paar Wochen wissen.

Hier die Flugrouten in den Karten und die Daten der Jungstörchin Gambia:

Die Jungstörchin Gambia ist 2023 in Loburg (bei Magdeburg) geschlüpft, überwinterte nach ihrem ersten Storchenzug in Spanien <br />und ist jetzt, bei ihrem zweiten Storchenzug, auf dem afrikanischen Kontinent unterwegs.
Die Jungstörchin Gambia ist 2023 in Loburg (bei Magdeburg) geschlüpft, überwinterte nach ihrem ersten Storchenzug in Spanien
und ist jetzt, bei ihrem zweiten Storchenzug, auf dem afrikanischen Kontinent unterwegs.
Quelle: www.movebank.org


In der Movebank sieht man alle Flugbewegungen der Jungstörchin Gambia. Zuletzt wurde sie am 7. Jan. 2025 in Sambia geortet.
In der Movebank sieht man alle Flugbewegungen der Jungstörchin Gambia. Zuletzt wurde sie am 7. Jan. 2025 in Sambia geortet.
Quelle: www.movebank.org



Das Datenblatt von Gambia
Das Datenblatt von Gambia
GambiasDaten_07Jan2025_Sambia_Movebank.png (59.85 KiB) 543 mal betrachtet
Quelle: www.movebank.org



Liebe Grüße,
Elisa



P.S.:
Noch ein Video-Tipp, speziell für Deine Frage, lieber Mathias ...
... nämlich ein Video von einem Vortrag von Dr. Wolfgang Fiedler:

https://www.youtube.com/watch?v=oOkM_KzrGsI

„Suche die kleinen Dinge, die dem Leben Freude geben.“
Konfuzius

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Homepage: Storchennest Kirchzarten
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OliEm
Küken
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Re: Störche auf Reisen begleiten mit der AnimalTracker-App 2025

Beitrag von OliEm »

Breisgau Stoerche hat geschrieben: So 12. Jan 2025, 18:31
OliEm hat geschrieben: Fr 10. Jan 2025, 23:11 Hier in Freiburg-Hochdorf ist seit 3 Tagen ein Storch eingezogen, weiß allerdings nicht, ob er in Spanien oder Afrika war. Er ist beringt, die Nummer konnte ich nicht sehen. Anfang Januar ist schon ziemlich früh.
Ich freue mich auf weitere Einträge
Grüße
Gabriele
Hallo liebe Gabriele,
zu dem von dir gesichteten Storch in Freiburg-Hochdorf wollte ich dir doch ganz kurz antworten:
Als mich die Nachricht über den Storch erreichte, musste ich trotz anderer Pläne tatsächlich alles stehen und liegen lassen, um die Ringnummer abzulesen. Und die Freude war groß: es ist die Störchin, die seit Jahren auf dem Nest auf der Kirche residiert. Das Paar sind ziehende Störche. Bis wohin, kann ich dir leider gerade nicht auswendig sagen. Dazu müsste ich in die Wiederfundbenachrichtigungen schauen, die ich gerade nicht zur Hand habe. Aber ich kann dir einen kleinen Willkommensbericht hierlassen:
https://www.facebook.com/permalink.php? ... embed_post

Herzliche Grüße aus dem Breisgau in den Breisgau! 😀
Isi
Ganz herzlichen Dank Isi. Sehr interessant. Ich dachte immer, dass die Storchen-Herren zuerst zurückkehren und dann erst kommen die Damen. Ich freue mich schon sehr auf die rückkehrenden Störche.
Liebe Grüße und nochmal danke 🙏
Mathias
Silbermöwe
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Registriert: Mo 5. Aug 2024, 14:39

Re: Störche auf Reisen begleiten mit der AnimalTracker-App 2025

Beitrag von Mathias »

Liebe Elisa, liebe Alle!
Ganz riesigen Dank für Deine spannenden und mega-ausführlichen Zeilen!
Ich merke, wenn man sich mit Störchen beschäftigt, kann das zur Vollzeit-Beschäftigung werden und es macht süchtig :). Ich denke allerdings, dass das eine Art von Sucht ist, die der Gesundheit nicht abträglich ist ;).

Das, was Du zu Gambia schreibst, ist ja regelrecht sensationell! Das ist für mich vollkommen neu, dass es auch möglich ist, dass Störche nicht immer entweder als Ostzieher unterwegs sind, oder Westzieher, sondern offenbar auch einige hin und her switchen. Ich bin sehr gespannt, nun selbst im Animaltracker Gambia weiterhin zu beobachten.

Wenn ich darf, ich würde gern noch einen Gedanken (an alle) hier in den Raum stellen: In den vergangenen Jahren hat sich ja die Zahl der Störche erfreulich entwickelt und die Population wird immer stabiler. Ein neuer Trend scheint zu sein, dass einige Störche nur relativ kurze Strecken ziehen und auch immer mehr bleiben gleich in der angestammten Region. Ich hatte bisher gelernt, dass Störche ja nicht konsequent monogam sind und immer wieder mit dem gleichen Partner/Partnerin brüten, sondern dass das Nest die entscheidende Schnittstelle ist; die 'Treue' ist also auf das Nest bezogen. Und die Männchen sind gewissermaßen die Eroberer und Verteidiger der jeweiligen Nester. Wenn nun Störche, die gemeinsam in der vergangenen Saison gebrütet haben und auch gemeinsam (vor Ort) überwintern, dann hat das ja sicher auch Auswirkungen auf ihre 'Beziehung' und die gemeinsame Bindung an das Nest. Ich beobachte in Höchstadt öfter das Nest von Gerome und Frieda. Dann findet ja auch eine Art von Paar-Interaktion statt, die es nicht geben würde, wenn sie auf dem Zug nach Süden wären.
Ich weiß nicht, ob meine Schlussfolgerung zu einfach ist, aber kann es sein, dass durch das gemeinsame Überwintern auch die Partnerschaften der Störche stabiler werden?
Mathias
Silbermöwe
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Re: Störche auf Reisen begleiten mit der AnimalTracker-App 2025

Beitrag von Mathias »

Elisa hat geschrieben: Mo 13. Jan 2025, 13:33
P.S.:
Noch ein Video-Tipp, speziell für Deine Frage, lieber Mathias ...
... nämlich ein Video von einem Vortrag von Dr. Wolfgang Fiedler:
Oh, da ist mir gerade der Dank für diesen tollen Video-Tipp durchgerutscht!
Ganz zu Beginn, als ich über Dich mit den 'Tracker-Störchen' in Berührung kam, war mir das Video schon untergekommen, aber ich hatte nicht sofort die Zeit, es zu sehen. Irgendwie ist mir der Link dann aus den Augen gekommen.
Also, ich freue mich sehr, dass Du mich nun daran erinnerst. DANKE!
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Andreas
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Re: Störche auf Reisen begleiten mit der AnimalTracker-App 2025

Beitrag von Andreas »

Elisa hat geschrieben: Mo 13. Jan 2025, 13:33 Es ist daher kein Wunder, dass Nesteigentümer, die ihr Nest schon im Vorjahr häufiger gegen Konkurrenten verteidigen mussten, eher dazu neigen, sich früher auf den Weg zu ihren Nestern zu machen. Wobei auch das wohl ganz individuell sein kann, da es auch unter Störchen - wie unter den Menschen - welche gibt, die die Verteidigung ihres Nestes und die Aufzucht des eigenen Nachwuchses ernster nehmen als andere.

Bei Jungstörchen ist das etwas anders, denn im Normalfall "begeistern" sich Jungstörche in ihrem ersten und meist auch noch in ihrem zweiten Jahr noch gar nicht so sehr für das Brüten, auch wenn sie vielleicht schon mal dazu neigen, älteren Störchen ihr Nest streitig zu machen bzw. eigene Versuche starten, ein eigenes Nest zu bauen. Das Verhalten hängt natürlich von ihrer Geschlechtsreife ab.

[...]

Will sagen, die jungen Störche schweifen in den ersten 24 bis 36 Monaten ihres Lebens eher herum, viele bleiben zudem in ihrem ersten oder sogar in ihrem zweiten Jahr noch im Süden, bevor es sie wieder im Spätwinter bzw. im frühen Frühjahr nach Norden in die Brutgebiete ihrer Artgenossen zieht.
Hallo Elisa,

das ist ja witzig: Bei Mauerseglern ist das quasi genau so! Adulte Tiere (meist mit vohandenem Brutplatz) kommen früh im Jahr, dann kommen später erst die jüngeren, die noch auf der Suche nach einem Nistplatz sind. Zumindest ein Teil der Einjährigen verbringen ihren ersten Sommer sogar in Afrika und sie kehren dann erst als Zweijährige das erste Mal zurück, und erst mit Beginn der Geschlechtsreife machen sie ernst mit der Suche. Die ersten Versuche sind dabei oft etwas unbeholfen, und manchmal sind sie erst mit drei oder vier Jahren so weit, dass sie eine Bruthöhle finden (oder übernehmen) und erfolgreich brüten.

(Etwas Off-Topic, aber ich finde es echt interessant dass zwei so unterschiedliche Vögel einen doch irgendwie änlichen Lebenslauf haben.)
VG,
Andreas
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Elisa
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Re: Störche auf Reisen begleiten mit der AnimalTracker-App 2025

Beitrag von Elisa »

Einen schönen guten Mittag, liebe Storchenfreunde, Mitlesende und Interessierte ... Bild
Mathias hat geschrieben: Mo 13. Jan 2025, 18:43Oh, da ist mir gerade der Dank für diesen tollen Video-Tipp durchgerutscht!
Ganz zu Beginn, als ich über Dich mit den 'Tracker-Störchen' in Berührung kam, war mir das Video schon untergekommen, aber ich hatte nicht sofort die Zeit, es zu sehen. Irgendwie ist mir der Link dann aus den Augen gekommen.
Also, ich freue mich sehr, dass Du mich nun daran erinnerst. DANKE!
Gerne und kein Problem, Mathias ... Bild

Bevor ich auf die übrigen vorangegangenen Beiträge eingehe, noch kurz ein Hinweis zu dem verlinkten Video mit dem Vortrag von Dr. Wolfgang Fiedler.


Ich meinte dieses Vortragsvideo mit dem Titel: „Die Reise der Störche - Storch online -“ vom 28. Feb. 2020, Otterstadt:



Ich fand bisher zwei weitere solcher Vortragsvideos auf YouTube, die sich in gewissen Teilen ein wenig unterscheiden.

Ich möchte empfehlen, sich alle Vorträge anzuschauen, denn diese Vorträge von Herrn Fiedler sind nie identisch, sondern weichen immer ein wenig voneinander ab, sodass man dann doch zusätzliche Infos bekommt, wenn man seine anderen Vorträge nicht auslässt.
Auch stellt er nicht immer die selben Senderstörche vor bzw. nimmt sich das eine Mal mehr Zeit für den einen Storch, das andere Mal mehr Zeit für einen anderen.
Die Abweichungen gibt es auch dann, wenn es aufgezeichnete Live-Streams waren, bei denen auch noch die Fragen von Zusehern beantwortet wurden.




Daher hier noch zwei weitere Links zu Storchen-Vorträgen von Dr. Wolfgang Fiedler:


Dies war ein Livestream vom 19. Mai 2020 mit dem Titel: „Was haben wir von 500 besenderten Weißstörchen gelernt?“





Hier noch der etwas jüngere Vortrag „Unterwegs mit den Störchen – Telemetrie macht den Vogelzug sichtbar“ ...

Dieser stammt vom 17. März 2021, u.a. gehalten für die Freunde der Zoologischen Staatssammlung München:




Übrigens ...
der Kanal bzw. die Website "MaxCine" ist ein Forschungskanal des Max-Planck-Instituts Radolfzell für Verhaltensforschung:

https://www.maxcine.de/

https://www.youtube.com/@MaxCine_MPIAB

Dort findet man immer mal wieder interessante Videos, auch zum Thema "Störche" ...




Und ergänzend hier nun auch die gekürzte Fassung der 2-teiligen Dokumentation "Zugvögel" über den Senderstorch "Borni",
worin Dr. Wolfgang Fiedler und sein Kollege Professor Martin Wikelski auch zu Wort kommen:


Die beiden vollständigen Teile sind derzeit noch in der 3Sat-Mediathek abrufbar:
https://www.3sat.de/wissen/terra-x/zugv ... n-100.html
https://www.3sat.de/wissen/terra-x/zugv ... n-100.html


Liebe Grüße,
Elisa

„Suche die kleinen Dinge, die dem Leben Freude geben.“
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Re: Störche auf Reisen begleiten mit der AnimalTracker-App 2025

Beitrag von Elisa »

Ach ja ...
... und wer immer noch nicht genug Filme gesehen hat ... ;)
weitere Dokus über Störche findet Ihr übrigens auf der Kirchzarten-Storchennest-Seite, hier:
https://www.storchennest-kirchzarten.de/dokus.html

Fachliches Lesefutter gibt es dort auch:
https://www.storchennest-kirchzarten.de/literatur.html
https://www.storchennest-kirchzarten.de/wissen.html

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Re: Störche auf Reisen begleiten mit der AnimalTracker-App 2025

Beitrag von Elisa »

Mathias hat geschrieben: Mo 13. Jan 2025, 18:34 Liebe Elisa, liebe Alle!
Ganz riesigen Dank für Deine spannenden und mega-ausführlichen Zeilen!
Gerne geschehen, Mathias ... Bild

Mathias hat geschrieben: Mo 13. Jan 2025, 18:34Ich merke, wenn man sich mit Störchen beschäftigt, kann das zur Vollzeit-Beschäftigung werden und es macht süchtig :). Ich denke allerdings, dass das eine Art von Sucht ist, die der Gesundheit nicht abträglich ist ;).
Naja, man sitzt ein bisschen viel, aber sonst gibt es - denke ich - eine hohe Glückshormonausschüttung ... Bild

Mathias hat geschrieben: Mo 13. Jan 2025, 18:34Das, was Du zu Gambia schreibst, ist ja regelrecht sensationell! Das ist für mich vollkommen neu, dass es auch möglich ist, dass Störche nicht immer entweder als Ostzieher unterwegs sind, oder Westzieher, sondern offenbar auch einige hin und her switchen. Ich bin sehr gespannt, nun selbst im Animaltracker Gambia weiterhin zu beobachten.
Das freut mich.
Es gab übrigens mal einen Senderstorch, der zu Beginn Ostzieher war, sprich im Spätsommer über die Türkei in den Nordosten Afrikas flog, dann aber im Tschad (glaube ich) nach Westen weiterflog und dort auf Westzieher-Störche traf, mit denen er dann im darauffolgenden Frühjahr die Rückreise nach Mitteleuropa antrat.
Ich meine, in einem der Videos berichtet Herr Fiedler über diesen Fall oder in der Doku "Zugvögel". Ich muss nochmal nachschauen.

Tendenziell gilt: In den ersten drei Jahren probieren die Jungstörche viele Wege aus, ziehen mit anderen Artgenossen mit, wenn sie gerade Lust dazu haben, und streifen eher ziellos umher, um die Gebiete, in denen sie vordringen, kennenzulernen. Daher kann es sein, dass sie vielleicht mal mit Westziehern unterwegs sind, obwohl sie aus einem Gebiet kommen, in dem es häufiger Ostzieher gibt, und umgekehrt.
Jedenfalls, da ihnen dabei auch die Erfahrung fehlt, kommen leider die allermeisten Jungstörche (ca. 70 bis 80 Prozent) im ersten Jahr zu Tode.

Mathias hat geschrieben: Mo 13. Jan 2025, 18:34Wenn ich darf, ich würde gern noch einen Gedanken (an alle) hier in den Raum stellen: In den vergangenen Jahren hat sich ja die Zahl der Störche erfreulich entwickelt und die Population wird immer stabiler. Ein neuer Trend scheint zu sein, dass einige Störche nur relativ kurze Strecken ziehen und auch immer mehr bleiben gleich in der angestammten Region.
Die Tendenz ist da, auch wenn die jungen Störche in den ersten ein bis drei Jahren gerne längere Strecken auf sich nehmen, wohl einfach auch aus ihrer Neugier und ihrer Unternehmungslust heraus.

Mathias hat geschrieben: Mo 13. Jan 2025, 18:34Ich hatte bisher gelernt, dass Störche ja nicht konsequent monogam sind und immer wieder mit dem gleichen Partner/Partnerin brüten, sondern dass das Nest die entscheidende Schnittstelle ist; die 'Treue' ist also auf das Nest bezogen.
Genau.

Mathias hat geschrieben: Mo 13. Jan 2025, 18:34Und die Männchen sind gewissermaßen die Eroberer und Verteidiger der jeweiligen Nester.
Wobei das so auch nicht ganz stimmt.
Es gibt auch Storchendamen, die recht resolut ihr Nest gegen neue weibliche Konkurrenz und überhaupt gegen konkurrierende Storchenpaare verteidigen (siehe zum Beispiel in der Doku über das kleine Storchendorf Rühstädt ab >hier<).

Wir haben das auch letztes Jahr - vor der Eiablage - in Tuttlingen beobachten können.
Damals war die dortige Webcam noch online, sodass man die Ereignisse auf dem Nest auf dem Dach der evangelischen Kirche anschauen konnte.
Die ältere beringte Störchin vom Vorjahr griff die im Nest stehende neue unberingte Störchin an und dann kämpften die beiden Damen um den Platz im Nest und um den (ebenfalls unberingten) Storchenmann vom Vorjahr, der sich hierbei lieber gänzlich aus dem Kampf der Storchendamen heraushielt.

Markus hat damals den Kampf der beiden Störchinnen aufgezeichnet, siehe hier:

Am Schluss siegte dann die beringte Störchin vom Vorjahr.


Mathias hat geschrieben: Mo 13. Jan 2025, 18:34Wenn nun Störche, die gemeinsam in der vergangenen Saison gebrütet haben und auch gemeinsam (vor Ort) überwintern ...
Auch das tun Storchenpaare nicht automatisch.
So einige Paare gehen nach der Brutzeit durchaus getrennte Wege, selbst wenn sie in der Winterpause das selbe Überwinterungsgebiet anfliegen.
Siehe dazu einen von Herrn Fiedlers Vorträgen >ab hier<.

Wobei ich Dir zustimme, dass ältere und langjährig miteinander brütende Storchenpaare wohl schon so aneinander gewöhnt sind, dass sie Herbst und Winter teilweise auch miteinander verbringen. Ulla und Edgar aus Kirchzarten hat die liebe Isi von Breisgau Störche im Dezember tatsächlich gemeinsam mit anderen Störchen auf Wiesen in der Nähe von Kirchzarten gesehen:
https://www.facebook.com/permalink.php? ... 2129549339

Aber es gibt auch Tage, an denen Ulla oder Edgar in der Winterpause allein beim Nest vorbeischauen, ohne ihren Brutpartner.

Mathias hat geschrieben: Mo 13. Jan 2025, 18:34... dann hat das ja sicher auch Auswirkungen auf ihre 'Beziehung' und die gemeinsame Bindung an das Nest. Ich beobachte in Höchstadt öfter das Nest von Gerome und Frieda. Dann findet ja auch eine Art von Paar-Interaktion statt, die es nicht geben würde, wenn sie auf dem Zug nach Süden wären.
Das ist richtig.
Paarbindungsverhalten (zärtliches Kraulen und Knabbern des Partners mit dem Schnabel, Paarungsverhalten) kann man tatsächlich nicht nur vor und mitten in der Brutzeit beobachten, sondern tatsächlich zuweilen auch nach der Brutzeit, wenn die Jungstörche bereits ausgeflogen sind.
Das fiel uns bei Ulla und Edgar in Kirchzarten auch auf. Wobei man sagen muss, die süße Ulla (sie wird dieses Jahr inzw. 14 Jahre alt!) knabbert an ihrem bald 10-jährigen Edgar ständig ... sie scheint ihren Storchengatten - seit sie ein Paar sind (das ist seit 2020 der Fall) - immer noch heiß und innig zu "lieben". :lol:
Ulla brütet übrigens auch erst seit 2019 im Nest auf dem St.-Gallus-Kirchturm in Kirchzarten.

Mathias hat geschrieben: Mo 13. Jan 2025, 18:34Ich weiß nicht, ob meine Schlussfolgerung zu einfach ist, aber kann es sein, dass durch das gemeinsame Überwintern auch die Partnerschaften der Störche stabiler werden?
Das mag sein.
Wobei ich glaube, dass es für das Halten einer Storchenehe genauso wichtig ist, dass das Paar jedes Jahr erfolgreich brütet.
Soll heißen, ein gut aufeinander abgestimmtes und eingespieltes Brutpaar wird sich in der Brutsaison ungern trennen.

Ich hoffe, ich konnte Dir ein bisschen bei Deinen Überlegungen helfen ... und danke für Deine.

Liebe Grüße,
Elisa

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