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Denkfutter- Thema Ganzjahresfütterung

Meisen, Amseln, Sperlinge ...
Alfred
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Re: Denkfutter- Thema Ganzjahresfütterung

Beitrag von Alfred »

Alfred schrieb am 28.05.2017, 20:45:

Hallo Tinaspatz,
Ich habe mir das Ganze mal durchgelesen und folgende Meinung dazu:
Den Ansichten der Füchsin kann ich nur zustimmen denn sie sind wohlüberlegt. Und da die sehr große Erfahrung der Füchsin sich hier, wenn auch nur zum Teil, offenbart und sie dieses benannte Buch kennt so ist die Bewertung dieses Buches seitens der Füchsin für mich ein Gebet.
Weiter: Ganzjahresfütterung der Wildvögel lehne ich nicht grundsätzlich ab. Wenn jedoch jemand wie Du ausschließlich statt artgerechter Nahrung, halt Insektennahrung, nur den allerbilligsten und absolut minderwertigsten Mist bzw. Müll verfüttert so lehne ich diese Art der Ganzjahresfütterung auf das Entschiedenste ab. Mit dem was Du praktizierst kannst Du die Vögel auch gleich direkt umbringen und versuchen diese auszurotten.
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Re: Denkfutter- Thema Ganzjahresfütterung

Beitrag von VP-Archivar »

Füchsin schrieb am 29.05.2017, 10:20:

Hallo Tinaspatz,
Wenn jedoch jemand wie Du ausschließlich statt artgerechter Nahrung, halt Insektennahrung, nur den allerbilligsten und absolut minderwertigsten Mist bzw. Müll verfüttert so lehne ich diese Art der Ganzjahresfütterung auf das Entschiedenste ab. Mit dem was Du praktizierst kannst Du die Vögel auch gleich direkt umbringen und versuchen diese auszurotten.

Ich finde es absolut unangemessen, Tinaspatz hier so anzugehen.

"Das Buch" ist sehr gekonnt geschrieben, und wer sich nicht intensiv mit der Thematik befasst hat, ist ziemlich sicher nicht in der Lage, zu erkennen, dass nur zielgerichtet und einseitig informiert wird.

Woher soll der Leser denn wissen (oder auch nur ahnen!), dass es neben den von Prof. B.
angeführten Studien, die seine Aussagen stützen, auch andere gibt die zu gegenteiligen Ergebnissen kommen?
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Re: Denkfutter- Thema Ganzjahresfütterung

Beitrag von VP-Archivar »

Tinaspatz schrieb am 30.05.2017, 19:29:

Ich teile mal meine Gedankengänge. Ich werde die Sommerfütterung weitermachen.
Ich will die ankommenden Zugvögel unterstützen, denn die Standvögel haben durch die
Winterfütterung einen Vorteil und Zugvögel haben unterwegs schon viele Feinde. Z. B. Vogelfang.
Um auch seltene Arten zu unterstützen, muss man verlässlich Futter anbieten. Es kommen zwar hauptsächlich Spatzen, Kohl-, Blaumeisen und Grünfinken, doch hin und wieder, zur Stärkung zwischendurch, erscheinen auch Gimpel, Heckenbraunellen, Tauben, Elstern uva.
Einziger Kritikpunkt ist die Gefahr, dass die häufigen vier Arten ihre JV mit falschem Futter füttern.
Dazu meine ich, dass diese Gefahr vor allem vom Fett ausgeht. Da es zur Brutzeit keine stark
ölhaltigen Samen gibt. Ich werde das weiter beobachten und evtl. Pflanzenöl und stark ölhaltige Samen abschaffen zugunsten von Spitzsaat und Weizen. Ich weiß, dass JV auch von Kohlehydraten geschädigt werden können, doch auch die Natur bietet kohlehydratreiche Kost während der Aufzucht an. Z. B. Grassamen. Das Füttern von KH ist während schlechter Witterung die letzte Möglichkeit der AV, die Jungen zu retten. Dieser Mechanismus ist uralt, so dass ich annehme, dass die AV mit der Nutzung von KH-reichen Samen umgehen können. Bei schlechter Witterung (Insektenmangel) würde ich noch Insekten zufüttern.
Ich glaube nicht, dass sich in meinem Garten die Vögel durch die Fütterung zusammenrotten und so sich gegenseitig die Insekten streitig machen. Ich habe Blau- und Kohlmeisen im Garten, und Spatzen in der Nachbarschaft. Das hat sich im Vergleich zu früher nicht geändert. Weitere Spatzen und die anderen Arten kommen, oft im Pulk, vorbei und fliegen nach der Stärkung wieder zurück in ihre Reviere. Evtl. trifft sogar das Gegenteil zu und die Stärkung zwischendurch lässt mehr Insekten übrig für die JV oder sie gibt den AV Kraft, Insekten weiter entfernt in der Feldflur zu fangen.
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Re: Denkfutter- Thema Ganzjahresfütterung

Beitrag von Elch »

Elch schrieb am 31.05.2017, 06:24:

Zum Thema Rindertalg. Ich stelle meine Vögel jetzt langsam auf reinen Talg vom Metzger um. D. h. ich biete den Talg unverarbeitet an, reinige ihn nur von Fleischresten. Bis jetzt läuft die Umstellung gut. Immer mehr Vögel picken neben den gekauften Knödeln auch am Talgstück. Bis jetzt riecht das ausgelegte Talgstück immer noch frisch und ist durch seinen hohen Schmelzpunkt auch bei Wärme stabil im Gegensatz zu Pflanzenfetten.
Ich hatte mir einmal die Brutzelei mit dem Talg angetan und dann überlegt, dass Singvögel in der Natur tierisches Fett (auch Fleisch) von Kadavern fressen ohne dass jemand zuvor Haferflocken und Sonnenblumenkerne darübergestreut hätte.
Der Metzger freut sich, auch die unbeliebteren Bestandteile des Rindes verkaufen zu können.
Inzwischen wird Rindertalg auch von GJF-Futtermittelanbietern verkauft.
In der Natur liegt nicht dauernd irgendein Kadaver herum, an dem ein Singvogel Fett fressen
könnte. Es gehört wohl auch kaum zu seinem primären Nahrungsspektrum.
Zweite Frage: frisst der Singvogel wirklich das Fett und Fleisch des Kadavers oder tummeln sich darin kadaverfressende Fliegenmaden und ähnliches Getier?
( Mir wurde mal glaubhaft versichert, dass man gesehen habe, dass Ringeltauben tote Mäuse fressen)
Ich will die ankommenden Zugvögel unterstützen, denn die Standvögel haben durch die
Winterfütterung einen Vorteil und Zugvögel haben unterwegs schon viele Feinde. Z. B. Vogelfang.
Das ist lieb von dir, aber wer sind die ankommenden Zugvögel? Die Amsel die 200 km weiter
südlich überwinterte?
Zilzalp, Bachstelze, Kuckuck, Schwalbe wirst du wohl ziemlich selten an der Futterstelle haben.
Um auch seltene Arten zu unterstützen, muss man verlässlich Futter anbieten. Es kommen zwar hauptsächlich Spatzen, Kohl-, Blaumeisen und Grünfinken, doch hin und wieder, zur Stärkung zwischendurch, erscheinen auch Gimpel, Heckenbraunellen, Tauben, Elstern uva.
sind die zweitgenannten die seltenen Arten:?:?:?
Einziger Kritikpunkt ist die Gefahr, dass die häufigen vier Arten ihre JV mit falschem Futter füttern. Also Spatzen, Kohl-Blaumeisen und Grünlinge?
Dazu meine ich, dass diese Gefahr vor allem vom Fett ausgeht. Da es zur Brutzeit keine stark
ölhaltigen Samen gibt.
Spatz und Meise sollten ihre Jungen mit Insekten aufziehen und nicht mit Samen egal welchen Fettgehaltes!
Die entzückenden Grünlingskinder vertragen die von den Eltern gesammelten milchreifen Samenbesser, als ausgehärtete Futterstellenkörner jedweder Art. Und gerade diese Spezies verzeichnete Verluste durch Futterstellenbedingte Infektionen. Nicht sehr schön und vermutlich nicht dem Fett geschuldet.
Ich weiß, dass JV auch von Kohlehydraten geschädigt werden können, doch auch die Natur bietet kohlehydratreiche Kost während der Aufzucht an. Z. B. Grassamen.
Und warum sammeln die die dann nicht? Grassamen sind doch genug da? Vielleicht weil sie gar keine Grassamenfresser sind, sondern die Jungen mit Insekten füttern?
Das Füttern von KH ist während schlechter Witterung die letzte Möglichkeit der AV, die Jungen zu retten. Dieser Mechanismus ist uralt, so dass ich annehme, dass die AV mit der Nutzung von KHreichen Samen umgehen können.
Wer kriegt die Sämerein nun? Der AV oder der JV?
Bei schlechter Witterung (Insektenmangel) würde ich noch Insekten zufüttern.
Wenn du genug Insekten fütterst, wozu dann die Kohlenhydrate? Welche Insekten ? Kosten?
Ich glaube nicht, dass sich in meinem Garten die Vögel durch die Fütterung zusammenrotten und so sich gegenseitig die Insekten streitig machen.
Gegen Glauben kann man nicht argumentieren. Musst du so mal weiterglauben.
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Re: Denkfutter- Thema Ganzjahresfütterung

Beitrag von VP-Archivar »

Tinaspatz schrieb am 31.05.2017, 11:08:

In der Natur liegt nicht dauernd irgendein Kadaver herum, an dem ein Singvogel Fett fressen
könnte.

Nicht mehr. Seit dem Ende der Hausschlachtungen, des Schinderangers und der kleinen
Abdeckereien haben es auch Vögel schwerer.

frisst der Singvogel wirklich das Fett und Fleisch des Kadavers ...?
Ja und nicht nur die großen, wie Krähe und Elster, auch die kleinen fressen Fett und Muskelfleisch.
Das hat Berthold beschrieben und mit einem Foto dokumentiert.
wer sind die ankommenden Zugvögel?

Zilzalp
Zum Beispiel

sind die zweitgenannten die seltenen Arten

Nein und das ist auch egal, weil die Vogelbestände insgesamt zurückgehen. Die verlässliche GJV erhöht überdies die Wahrscheinlichkeit, irgendwann auch seltene Arten zu erreichen. Berthold fütterte bis zu 70 Arten. Da ist also noch was drin.
Spatz und Meise sollten ihre Jungen mit Insekten aufziehen und nicht mit Samen egal welchen Fettgehaltes!

Eben, und ich unterstütze die AV dabei durch die GJV.

... gerade diese Spezies (Grünfink) verzeichnete Verluste durch Futterstellenbedingte Infektionen.

Ich achte auf Hygiene.

Vielleicht weil sie gar keine Grassamenfresser sind

Natürlich sind sie das. Siehe nächste Antwort.

Das Füttern von KH ist während schlechter Witterung die letzte Möglichkeit der AV, die Jungen zu retten. Dieser Mechanismus ist uralt, so dass ich annehme, dass die AV mit der Nutzung von KHreichen Samen umgehen können.
Wer kriegt die Sämerein nun? Der AV oder der JV?

Lies meine Antwort nochmal durch.

Bei schlechter Witterung (Insektenmangel) würde ich noch Insekten zufüttern.
Wenn du genug Insekten fütterst, wozu dann die Kohlenhydrate?

Das hab ich wohl nicht deutlich genug geschrieben. Ich füttere keine Insekten, ich überlege
allerdings in z. B. nassen, kalten Jahren Insekten zuzufüttern.

Ich glaube nicht, dass sich in meinem Garten die Vögel durch die Fütterung zusammenrotten und so sich gegenseitig die Insekten streitig machen.

Gegen Glauben kann man nicht argumentieren. Musst du so mal weiterglauben.

Der Vollständigkeit halber kopier ich hier meine Beobachtung nochmal rein um zu zeigen, dass es nicht um Glauben sondern um Beobachtung geht.

Ich glaube nicht, dass sich in meinem Garten die Vögel durch die Fütterung zusammenrotten und so sich gegenseitig die Insekten streitig machen. Ich habe Blau- und Kohlmeisen im Garten, und Spatzen in der Nachbarschaft. Das hat sich im Vergleich zu früher nicht geändert. Weitere Spatzen und die anderen Arten kommen, oft im Pulk, vorbei und fliegen nach der Stärkung wieder zurück in ihre Reviere. Evtl. trifft sogar das Gegenteil zu und die Stärkung zwischendurch lässt mehr Insekten übrig für die JV oder sie gibt den AV Kraft, Insekten weiter entfernt in der Feldflur zu fangen.
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Re: Denkfutter- Thema Ganzjahresfütterung

Beitrag von Elch »

Elch schrieb am 31.05.2017, 13:25:
@ Tinaspatz
Auf dein Geheiß habe ich noch einmal gelesen und nun muss ich manches zurücknehmen (?)
ich schreibe deine Antworten mal kursiv, damit man das auseinanderhalten kann, ja?
In der Natur liegt nicht dauernd irgendein Kadaver herum, an dem ein Singvogel Fett fressen
könnte.
Nicht mehr. Seit dem Ende der Hausschlachtungen, des Schinderangers und der kleinen
Abdeckereien haben es auch Vögel schwerer.
Für mich ist weder eine Hausschlachtung noch ein Schinderanger noch eine kleine AbdeckereiNatur. Und ich will auch nicht unbedingt die offenen Müllkippen wieder haben, auf denen sichallerlei Vögel ernährten.
frisst der Singvogel wirklich das Fett und Fleisch des Kadavers ...?
Ja und nicht nur die großen, wie Krähe und Elster, auch die kleinen fressen Fett und Muskelfleisch.
Das hat Berthold beschrieben und mit einem Foto dokumentiert.
da vermutete ich erst einen Denkfehler bei mir. Ja die Rabenvögel sind auch Singvögel, aber
irgendwie hatte ich die bei der Idee der GJF nicht so auf dem Schirm.
Das auch kleine Singvögel mal Fleisch oder Fett fressen ist nicht der Streitpunkt (manche fressenauch Hirn, indem sie einem kleinen Artgenossen den Kopf knacken). Aber fressen sie das dauernd, da permanent verfügbar?
wer sind die ankommenden Zugvögel?
Zilzalp
Zum Beispiel
und die kommen an deiner GJFstelle fressen?
ist auch egal, weil die Vogelbestände insgesamt zurückgehen. Die verlässliche GJV erhöht überdies die Wahrscheinlichkeit, irgendwann auch seltene Arten zu erreichen. Berthold fütterte bis zu 70 Arten. Da ist also noch was drin.
Sei so lieb und lass uns an deinen Beobachtungen teilhaben, wenn die seltenen Arten bei dir
ankommen.
... gerade diese Spezies (Grünfink) verzeichnete Verluste durch Futterstellenbedingte Infektionen.
Ich achte auf Hygiene.
das würden alle anderen GJF-Verfechter auch von sich behaupten.
Nival
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Re: Denkfutter- Thema Ganzjahresfütterung

Beitrag von Nival »

Nival schrieb am 31.05.2017, 20:07:

Ich will die ankommenden Zugvögel unterstützen
Den Gedanken finde ich prinzipiell sehr lobenswert. Wie so oft gilt aber: gut gemeint ist nicht
zwingend gut.
Es gibt so viele Möglichkeiten, den Vögeln (und anderen Tieren) zu helfen, dabei sollte nichtartgerechte Nahrung nicht unbedingt die erste Wahl sein.
Ich möchte Dir da nichts unterstellen, schließlich weiß ich nicht, was Du sonst so tust... aber was ist z.B. mit einem naturnahen Garten, in dem sich auch Blattläuse, Raupen, Spinnen und ähnlich feines Futter tummeln? Gebüsch und Hecken für sichere Nistplätze, Nistgelegenheiten für Mauersegler (die immerhin wirkliche Zugvögel sind), solche Sachen? Oder - auch das gehört dazu - Fensterscheiben für Vögel sichtbar machen?
Diese paar Beispiele wären alles Sachen, die in der Prioritätenliste vor der Fettfütterung im Sommer ständen - allerdings natürlich teilweise mit mehr Arbeit und dümmstenfalls mit Nachbarschaftsärger verknüpft.
denn die Standvögel haben durch die Winterfütterung einen Vorteil
Das ist natürlich eine Sichtweise, auch nicht unbegründet. Ich hätte aber noch eine alternative dazu:
wenn sich durch massive Zufütterung weitaus mehr Vögel in einem begrenzten Raum halten
können (der das normal nicht hergeben würde), dann ist der Raum generell überfüllt, entsprechend steigt natürlich massiv die Gefahr für Infektionskrankheiten.
Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass Du Deine Futterplätze nicht regelmässig abflammst ode vergiftest.. also, ich hoffe das auch.
Du schriebst ja bereits, dass Du auf Hygiene achtest, und das glaube ich Dir einfach mal. Trotzdem wird, wenn sich auf begrenztem Raum weitaus mehr Vögel tummeln als üblich, die Belastung steigen. Die Standvögel können sich daran vielleicht sogar langsam gewöhnen, aber wer als Zugvogel dann dorthin kommt und zusätzlich durch das Futter auch explizit an diesen Ort gelockt wird, für den kann das ein echter Overkill sein. In diesem Sinne würde ich nicht zwingend davon ausgehen, dass Du den Zugvögeln damit etwas gutes tust.
Ansich haben ja selbst diese Krankheiten ihren Sinn, eben: wenn zu viele an einem Standort sind schlagen sie zu und reduzieren den Bestand, so lange, bis es wieder passt. Es ist wichtiger, dass ein paar gesund und fit überleben, als dass viele vor sich hinkränkeln.
---
Naja, nur so ein paar Gedanken zu der Thematik... so oder so: solange Du das trotz allem weiter so fortführst würden mich - auch längerfristige - Beobachtungen interessieren.
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Re: Denkfutter- Thema Ganzjahresfütterung

Beitrag von VP-Archivar »

Tinaspatz schrieb am 01.06.2017, 10:24:

Für mich ist weder eine Hausschlachtung noch ein Schinderanger noch eine kleine Abdeckerei Natur. Und ich will auch nicht unbedingt die offenen Müllkippen wieder haben, auf denen sich allerlei Vögel ernährten.
Für mich ist das insofern Natur, als es zur Vielfalt der Vogelwelt beiträgt. Ohne die Wiesen und Felder durch Ackerbau und Viehzucht gäbe es hier nur Buchenmonokulturen mit wenigen Vogelarten. Direkte Kulturfolger sind außerdem Spatzen, Segler und Schwalben, die ohne passende Gebäude und passendes Futterangebot verschwinden würden. Offene Müllkippen (ohne modernen Müll wie z. B. Kunststoffe oder Asbest) und Kadaverplätze versorgten viele Wildtiere. Nicht nur mit Küchenabfällen und Fleisch, sondern auch mit Insekten.
Ein großer Insektenlieferant in den Dörfern war auch der Misthaufen. Ist weitestgehend Geschichte.
Ich will auch keinen Kadaverplatz hinter dem Haus haben, aber die Diskussion hier hat bei mir schon die Frage aufgeworfen, ob die Wiederanlage solcher Plätze außer Reichweite der Nase nicht sinnvoll wäre. Auch für den Insektenbestand. Früher roch ich den Tod noch häufiger.
Schlachtabfälle wurden noch nicht gekühlt gelagert und entsorgt, verendete Ferkel kamen auf die Miste.
Hm.
Jäger legen ja immer noch Luderkuhlen an und Wölfe und Luchse werden auch immer aktiver.
Das auch kleine Singvögel mal Fleisch oder Fett fressen ist nicht der Streitpunkt. ...Aber fressen sie das dauernd, da permanent verfügbar?
Ob sie es dauernd fressen weiß ich nicht, aber es ist mehr oder weniger immer verfügbar. Das ganze Jahr hindurch verendet Wild und Wölfe und Luchse lassen auch immer etwas zurück. Die Probleme der Geierpopulationen in Europa zeigen, was passiert, wenn es davon zu wenig gibt.
Am Beispiel Meisen an der Wildschweinschwarte (Foto in Bertholds Buch) kann man auch
erkennen, dass Vögel sehr gut in der Lage sein müssen, zu unterscheiden, wann das Futter
genießbar ist und wann nicht mehr. Ich vermute, dass das nicht nur für Fett und Fleisch gilt, sondern auch für all die Pflanzen in ihrem Lebensraum.
Elch:
...gerade diese Spezies (Grünfink) verzeichnete Verluste durch Futterstellenbedingte Infektionen.
Tinaspatz:
Ich achte auf Hygiene.
Elch:
das würden alle anderen GJF-Verfechter auch von sich behaupten.
Dann ist es doch ok. Ich kann deine Behauptungen nicht überprüfen und du nicht meine. Dies ist ja auch nur, aber immerhin ein Forum wo man sich austauschen kann.
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Re: Denkfutter- Thema Ganzjahresfütterung

Beitrag von VP-Archivar »

Tinaspatz schrieb am 01.06.2017, 10:33:

Es gibt so viele Möglichkeiten, den Vögeln (und anderen Tieren) zu helfen...
Der Garten ist schon ziemlich naturnah und ich arbeite noch an Verbesserungen. Z. B. Golfrasen zu Wiese. Nistkästen habe ich aufgehängt.
Du schriebst ja bereits, dass Du auf Hygiene achtest, und das glaube ich Dir einfach mal. Trotzdem wird, wenn sich auf begrenztem Raum weitaus mehr Vögel tummeln als üblich, die Belastung steigen.
Das ist doch bei der Winterfütterung nicht anders.
Es ist wichtiger, dass ein paar gesund und fit überleben, als dass viele vor sich hinkränkeln.
Der Bestand an Vögeln ist generell zu niedrig. Damit sollte rein vom Platz und von den Revieren her noch Luft nach oben sein. Wie ich schon schrieb fliegen die meisten Vögel nach dem Mal wieder davon. Berthold hat in seinem Buch dazu ein Bild, auf dem die Reviere einiger Vögel zu sehen sind. Sie legen sich als Ellipsenkreis um den Futterplatz. So können sogar mehrere Rotkehlchen den Platz besuchen, ohne dass es zu Kämpfen kommt. Evtl. bringt die Fütterung sogar Ruhe hinein, weil der Druck, genug Insekten für die JV UND Futter für sich selbst zu finden nachlässt, bzw. können die AV neue Gebiete erschließen.
Elch
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Re: Denkfutter- Thema Ganzjahresfütterung

Beitrag von Elch »

Elch schrieb am 01.06.2017, 14:45:

Hallo Tinaspatz,
du und ich müssen unsere Welten mal miteinander abgleichen. Ich habe das Gefühl, dass die sehrunterschiedlich sind oder gesehen werden.
In meiner Welt bezeichne ich von Menschen geschaffene Permanentfutterstellen wie die
Abdeckereien oder die Müllkippen ebensowenig als Natur wie die in den Städten
weggeschmissenen Esswaren, die Heerscharen von Stadttauben Nahrung bieten . Auch nicht in Zoos oder Falknereien gehaltene Tiere, obgleich die den Vogelbestand ja auch erhöhen.
Die auf der Müllkippe erzeugten Insekten dürften Schmeissfliegen sein, deren Verdauungssystem mit gammligen Lebensmitteln gefüllt ist, nicht jeden Vogels Sache....
In meiner Welt sorgen die monotonen Ackerflächen und Weiden durch ihre Bewirtschaftung eher für Vogelrückgang. Artenarme Fettweiden, mit Gülle, Gülle, Gülle überschüttet. Die Felder gedüngt, gespritzt, kein Wildkraut erlaubt und immer schön bis an die Ränder bewirtschaften, nicht dass da noch Wildkräuter keimen.
hermetisch versiegelte Stallanlagen zur Erzeugung von Alien-Schnitzeln in meiner Welt brauchen keinen Misthaufen. Spaltenboden, Güllesilo und raus auf Felder und Wiesen (natürlich nicht in den Bach, natürlich keine Arzneimittelrückstände drin)...
In meiner Welt ist die misthaufenerzeugende Tierhaltung nur etwas für Menschen, die sowieso mit ihren Mitmenschen nichts anfangen können und einen guten Anwalt haben. Durch viele Vorschriften auch nicht mehr sehr erfreulich als Hobby
Und auch hier erzeugt man in erster Linie Fliegen. Nicht alle Insektenfresser sind auch reine
Fliegenfresser.
Jäger legen Luderplätze an. In meiner Welt um Tiere anzufüttern die man hinterher erschießt....
In meiner Welt verendet auch immer wieder Wild. Meist sind Wildschweine, Rabenvögel,
Füchse,Waschbären die Nutznießer . Ob sie die Vogelbestände doll fördern weiß ich nicht, denn sie fressen ja auch wiederum Gelege und Vögel:?
Wäre denn in deiner Welt auch eine Autobahn Natur? Auf der liegen in meiner Welt glaube ich die meisten Kadaver....
In meiner Welt fressen Meisen durchaus seit grauer Vorzeit an Speckschwarten, aber diese waren eben nicht immer verfügbar. Meist wurden die zur Winterfütterung gereicht (in der heute Zeit ist es schon schwierig ungesalzenen fetten Speck zu bekommen. Ich brauch den für den Herd, nicht für GJF!)
Klar kennen die Vögel ihr Futter! Aber Bequemlichkeit verführt!
Tinaspatz,
interessant am Austausch mit dir ist, dass wir uns von " Koof mich, ich bin das Stylische
Futterhaus" wegbewegen. ;)
Als ich deinen Beitrag las habe ich ganz breit gegrinst, weil ich dachte: Mönsch, nimm das alte Plumpsklo wieder in Betrieb, da wird der Garten noch mal vogelfreundlicher. Und dann für die Plakette schwalbenfreundliches Haus bewerben, Gremium trifft sich am Plumpsklo.....:lachtot:
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