Storchennest Kirchzarten

Conny
Feldspatz
Beiträge: 89
Registriert: Mi 26. Mär 2025, 15:12

Re: Storchennest Kirchzarten

Beitrag von Conny »

Hallo Isi, Elisa und allen anderen hier,

Danke für Eure Worte. Es ist eine schwere Zeit und das Geschehene zu begreifen, fällt mir immer noch sehr schwer. Daher möchte ich jetzt einfach nur Danke sagen und zwar an euch alle hier und vor allem im Chat, dieser Zusammenhalt dort, das Miteinander...das tut gut. Wahnsinn wieviele Leute sich dort gemeldet haben und zusammen mit den "Stammchatern" (doofes Wort, ich weiß) getrauert haben, da finde ich sooo toll. DANKE

Liebe Grüße
Marau
Eisvogel
Beiträge: 142
Registriert: Sa 21. Jun 2025, 18:54

Re: Storchennest Kirchzarten

Beitrag von Marau »

Liebe Conny,
mir fehlen bis heute die richtigen Worte für diese Tragödie. Anders kann der Tod von Frankie nicht bezeichnet werden.
Auch mir wird er sehr fehlen.
Ich tröste mich mit dem Gedanken, dass er jetzt im Storchenhimmel die Rennen mit Vesterholm fährt und nicht alleine ist. Maxi und Gabo werden in die Renntaktik eingewiesen und fahren dann mit.

Traurige Grüße Martina
Peter J.
Küken
Beiträge: 14
Registriert: Sa 14. Jun 2025, 16:21

Re: Storchennest Kirchzarten

Beitrag von Peter J. »

Liebe Storchenfreunde,
ich habe erst jetzt von dem Unglück erfahren und bin sehr betroffen. Nicht nur Frankie, sondern auch Maxi, Gabo und unser kleiner Supermini sind viel zu früh von uns gegangen. Viele von euch haben ihre Wege von Anfang an begleitet, und ich weiß, wie nah uns diese vier Jungstörche über die Zeit gekommen sind. Ich möchte allen, die hier Trost suchen oder einfach ihre Gedanken teilen möchten, mein tief empfundenes Mitgefühl aussprechen. Es tröstet ein wenig zu wissen, dass sie nun gemeinsam im Licht des Regenbogens weiterfliegen – so, wie man es sich für sie nur wünschen kann.
Für alle, die einen letzten, hellen Moment mit ihnen teilen möchten, stelle ich hier die Schlussgeschichte aus dem zweiten Band der „Kirchzartener Storchenkinder“ ein. Vielleicht kann sie dem einen oder anderen ein wenig Wärme schenken.

Herzliche Grüße
Peter J.

Der Flug ins Licht
Der Himmel über Spanien war an jenem ersten Dezembertag weit und kalt. Ein blasses, winterliches Blau lag darüber, unschuldig und klar, als könne nichts geschehen. Frankie saß auf einem alten Olivenbaum in der Nähe von Sevilla, sein weißes Gefieder leuchtete im fahlen Licht. Neben ihm hockten Vesterholm aus Dänemark und Cort, ihre Köpfe dicht beieinander im vertrauten Klappergespräch. Sie sprachen von den warmen Tagen am Guadalquivir, von fetten Fröschen in den Überschwemmungsweiden und davon, wie sie im kommenden Frühjahr wieder nach Norden ziehen wollten.
Frankie lauschte. In seinem Herzen regte sich ein sanftes Ziehen – nicht das wandernde Fernweh nach Afrika, sondern die ruhige Zufriedenheit eines jungen Storches, der Freunde gefunden hatte. Dieses sonnendurchflutete Land war ihm nach dem Sommer in Kirchzarten eine zweite Heimat geworden. Auch Frensdorf aus Deutschland stieß zu ihnen, und ihr gemeinsames Klappern klang wie ein leises Versprechen auf weitere Reisen.
Plötzlich jagte ein Schwarm kleiner Vögel aufgeregt über die Ebene. Frankie hob den Kopf. Sein Instinkt war wach, sein Blick klar. Eine Windböe erfasste ihn, und im nächsten Augenblick war er in der Luft, die anderen im Rücken. Es war der alte Impuls, der ihn immer getragen hatte: mutig vorauszufliegen, wachsam zu sein, für kleinere und schwächere da zu sein.
Sein Flügelschlag war kraftvoll, sein Kurs sicher. Doch zwischen ihm und dem offenen Feld spannte sich ein unsichtbares Netz aus Gefahr – Hochspannungsleitungen, die im letzten Licht wie feine, tödliche Silberfäden schimmerten.
Es gab keinen Schmerz. Nur Licht. Ein greller, weißer Blitz, der die Welt für einen Augenblick in reine Helligkeit tauchte.
Dann war Stille.

In Kirchzarten war der Himmel an diesem Abend ungewöhnlich klar. Ulla und Edgar standen Seite an Seite auf ihrem Nest und spähten nach Süden. Seit Tagen hatten sie kein Signal mehr von Frankie empfangen, nur dieses beunruhigende Schweigen in dem unsichtbaren Band, das Eltern mit ihren Kindern verbindet.
Als die Nachricht kam, war es, als würde der Wind selbst verstummen. Edgar strich mit seinem Schnabel sanft über Ullas Gefieder. Sie senkte den Kopf, und ein leises, bebendes Klappern entwich ihr – kein Ruf, sondern ein Schluchzen.
„Er ist gegangen“, flüsterte Edgar.
Vor ihrem inneren Auge sahen sie den kleinen, flauschigen Ball, der einst in ihrem Nest gelegen hatte. Sie dachten an seine ersten, tapsigen Schritte, an den letzten Sommer, in dem er für Elisha-Jo, Socke und Fips der geduldige große Bruder war. Und an seinen Abschied, den er so lange hinausgezögert hatte, als wolle er sich nicht lösen.
„Seine Reise endete in Spanien“, sagte Ulla mit brüchiger Stimme. „Dort hatte er Freunde. Er war nicht allein.“
Sie blickten zum Himmel, wo sich die Sterne entzündeten. Dort, wo sie früher immer drei helle Punkte gesehen hatten – Supermini, der tapfere Kämpfer, Maxi, die kleine Malerin, und Gabo, der Regenbogenjäger – funkelten nun vier.
Ein neuer, klarer Stern stand neben ihnen. Frankies Stern.

Über der Regenbogenbrücke, dort, wo sich die Farben im ewigen Licht brechen, warteten drei vertraute Gestalten.
Supermini, in seinem weißen, kuschelweichen Daunenkleid. Maxi, deren Gefieder noch die zarten Farbspritzer trug, die sie in spanischen Gärten gesammelt hatte. Und Gabo, voller ungebrochener Abenteuerlust. Sie umringten Frankie, ihre Flügel berührten sich. Kein Klappern war nötig. Alles war gesagt.
Aus dem Licht traten auch Vesterholm und Cort hervor, ruhig und freundlich. Das Wiedersehen war still und voller Wärme.
Von unten herauf wehte ein sanfter Wind. Er trug den Duft von nassem Gras aus Kirchzarten, die Freude des ersten Flugs, das Lachen der Geschwister im Nest, die Wärme der spanischen Sonne und die tiefe Zufriedenheit echter Freundschaft.
Frankie breitete seine Schwingen aus. Sie waren nicht mehr schwer vom Regen oder von Müdigkeit. Sie waren aus Licht und Erinnerung.
„Kommt“, schien er zu sagen. Und er führte sie – Supermini, Maxi, Gabo und die anderen – in einen Flug ohne Ende. Über Wiesen aus Sternenstaub, entlang an Flüssen aus Milchstraße, dorthin, wo jedes Nest warm ist, jeder Freund willkommen und jeder Sonnenuntergang ein Zuhause.
Am nächsten Morgen fand Ulla eine einzelne, perfekte weiße Feder im Nest. Sie legte sie behutsam zu Gabos schwarzer Feder und Maxis Schlüssel in die Schatzkiste.
„Für die, die gegangen sind“, sagte Edgar leise. Seine Stimme trug Trauer – und stolze Liebe.
„Ihre Geschichten sind zu Ende geschrieben“, fügte er hinzu. „Aber unsere Erinnerung an sie – die wird nie enden.“

Und in jeder klaren Nacht, wenn die Sterne über Kirchzarten und über Spanien funkeln, leuchten vier besondere Lichter ein wenig heller. Sie erzählen von einem mutigen Küken, einer Malerin, einem Träumer und einem großen Bruder, dessen letztes Kapitel genauso traurig endete wie das seiner Geschwister – deren Geschichten aber für immer weiterfliegen, im Wind und in den Herzen derer, die sie liebten.