Hallo Elisa, hallo alle weiteren Storchenfreunde!
Wie Elisa ja aus früheren Posts von mir weiß, gehöre ich hier im Forum zu den Menschen, die ein besonderes Herz für Mauersegler haben. Störche haben mich immer sehr beeindruckt, so dass ich mich an die wenigen Begegnungen aus meiner Kinder- und Jugendzeit noch sehr exakt erinnern kann (auch an die Freude, die ich dabei hatte). In den letzten 15 bis 20 Jahren hat er Bestand an Störchen in meiner Heimat (OWL, Kreis GT) deutlich zugenommen. Da ich von Kindesbeinen an immer schon sehr an Amphibien und Reptilien interessiert war, mich später auch mit dem Thema Bodenbrüter beschäftigt habe, sehe ich diesen Zuwachs mit einem lachenden und einem weinendem Auge. Ich freue mich aber immer, wenn ich mal einen Storch über meine Kolonie fliegen sehe, was im Sommer oft mehrfach täglich zu beobachten ist. Soviel zur Vorstellung meinerseits.
Ich hatte mich im August auf ein ruhiges Ausklingen einer guten Mauerseglersaison eingestellt und begann, meine Aktivitätem im Forum etwas herunterzufahren. So ganz am Rande habe ich dann wahrgenommen, wie Du, Elisa, dieses Thema eröffnet hast. Da ich Deine Beiträge immer informativ fand (und natürlich auch noch finde!), habe ich immer wieder mal "mitgelesen", wobei ich zuerst mal die vielen Namen der "teilnehmenden" Senderstörche lernen musste, um halbwegs den Überblick zu bekommen. Als ich dabei von Brittas Schicksal erfuhr, wurde mit zum ersten Mal bewusst, dass die Realität gerade für die wandernden Jungstörche sehr gefährlich sein kann und auch ist. Happy End auf keinen Fall garantiert... ;(
Ende September kristalisierte sich dann ein weiterer Name heraus: Maxi. Seitdem habe ich keinen Tag mehr pausiert, meist mehrfach am Tag auf gute Neuigkeiten gehofft. Ich habe auf die Lösung des Problems gewartet, hatte mehrfach das Gefühl, dass es nun klappen muss und enttäuscht erlebt, dass dann doch wieder etwas nicht so lief, wie erhofft. Schon relativ früh hatte ich das Gefühl, dass die Rettungsaktionen zu spät kommen, schöpfte nach der ersten Bewertung durch Dr. Fiedler wieder Hoffnung und sah meinen Mut dann aber nach und nach wieder schwinden. Dieses Wechselbad der Gefühle haben wir wohl alle auf die ein oder andere Art durchgemacht.
Es hat mit sehr imponiert, wie stark du, Elisa , für Maxi eingetreten bist. Da wurden Rettungsketten organisiert, auf die ich nie gekommen wäre. Wahrscheinlich hätte die eingesetzte Energie gereicht, um mehrere Störche retten zu können. Leider waren die Bedingungen im Fall Maxi so ungünstig, dass Rettungsaktionen eigentlich gar nicht mehr schiefgehen konnten, der Erfolg zum Greifen nah war - und dann ging es doch wieder nicht. Keine Erlaubnis zum Betreten des Geländes und das undurchdringliche Brombeergebüsch. Inzwischen gehen wohl die größten Optimisten davon aus, dass bestenfalls noch der Sender geborgen werden kann. Erstaunlicherweie habe ich aber bis heute noch nichts über den Einsatz einer Drohne gelesen
Heute nun der Post von Birgit (@Pinipon) und erste Reaktionen darauf. Was passiert da gerade???? Wir - wenn ich mich da mal selber dazurechne - sind doch alle Menschen, die das selbe Ergebnis wollten, die Maxi wieder fliegen sehen wollten. Nun beginnen sich Fronten aufzubauen: "Elisa, du musst loslassen! - Elisa, das musst Du Dir so nicht sagen lassen - wir halten zu Dir!" ,wenn ich das mal mit eigenen Worten zusammenfassen darf. Es kann doch nicht darum gehen, jetzt Parteien zu bilden, die sich dann den anderen moralisch überlegen fühlen. Sicher sind wir alle traurig wegen Maxi, aber wir brauchen doch auch keinen Streit, um uns dann besser zu fühlen, oder???
Wenn ich eins hier im Forum zu schätzen gelernt habe, dann ist das der respektvolle Umgang miteinander. Wir dürfen verschiedener Meinung sein, dürfen auch streiten, sollten aber darauf achten, dass wir das Gegenüber nicht verletzen. So bin ich auch sicher, dass Du, Birgit, Elisa nicht verletzen wolltest, verstehe aber auch Dich, Elisa, wenn Dir das wie ein Schlag unter die Gürtellinie vorkommt. Ihr wolltet doch beide nur helfen... Es ist nur das eine Wort, auf das ich hier verweisen möchte: RESPEKT. Bitte!!!
Den haben aber auch die spanischen Beteiligten verdient, besonders, wenn in Zukunft bei vergleichbaren Schicksalen die Kooperation besser laufen soll. Wenn wir das erreichen, dann hatte Maxis Tod einen Sinn.
Und doch bin ich heute bei einer Forderung von Dir, Elisa etwas zusammengezuckt: Der Beseitigung des Brombeer-Dickichts. Das Maxi da hineingeraten ist war ein schrecklicher Zu- oder Unfall. Für die bestehenden Storchenhorste haben die Brombeeren aber wohl eher eine schützende Funktion, da sie verhindern, dass sich Menschen oder Prädatoren den Horsten nähern können. Wenn da ein verletzter größerer Vogel hineingerät, ist das sicher lebensgefährlich. Für kleinere Vögel und andere Tiere aber ein lebensnotwendiger Schutz. Wir Mauerseglerfans haben oft das Problem mit der Überhitzung der Nistplätze und wissen es zu schätzen, wenn die Fläche unter einem Nistplatz begrünt ist, weil das Verdunstungskälte produziert. Auch für Störche in den Nestern über den Brombeeren kann das - besonders im Zuge der immer heißer werdenden Sommer in Südeuropa - sehr wichtig sein. Die Brandgefahr schätze ich aufgrund der Nähe zur Straße und zur Firma als eher niedrig ein. Ich lebe in einer Umgebung, die in den letzten Jahren sehr stark aufgeräumt worden ist, was der Biodiversität nur geschadet hat. In Spanien wird das nicht viel anders sein. Und obwohl Störche in Spanien deutlich häufiger sind als hier, scheinen sie doch mit dieser Vegetation klarzukommen.
Was aber letztlich auch nur Spekulation meinerseits ist. Ein weiser Mensch hat mal gesagt, dass Naturschutz nur mit den Menschen vot Ort möglich ist. Das werden die Menschen vor Ort sicher besser einschätzen können als wir hier in 2000 km Entfernung. Da ist meine Meinung gar nicht so wichtig und auch Deine, Elisas, Maximalforderungen können eher kontraproduktiv sein. Im Falla von Maxis Rettung war der Druck verständlich und auch wichtig. Jetzt, im Nachgang, sollten wir (bei aller Traurigkeit) einen Gang runterschalten und Fragen stellen, damit wir verstehen, warum etwas so oder anders gehandhabt wird. Gutes Zuhören wird bei uns zu Verständnis führen und gutes Argumentieren auch dort Probleme zu lösen helfen. Es ist aber wichtig, dass wir dabei nicht als Besserwisser rüberkommen. Dann wird man auch uns bei einem weiteren Notfall eher zuhören.
In der nächsten Zeit werde ich besonders auf die beiden Kirchzartener Brüder ein Auge werfen. Ich danke Dir , Elisa , schon mal im voraus für Deine gute Aufbereitung und hoffe, dass uns weitere Desaster erspart bleiben. Ich habe im letzten Sommer erlebt, wie Du mit Markus die schwierige Zeit in Tuttlingen begleitet hast, als dort die Jungvögel starben und das zu belastenden Reaktionen im Netz führte. Du hast das damals sehr gut gemacht und so vertraue ich auch jetzt auf Deine Intuition!
Liebe Grüße H.-G.
P.s. Das mit den Mauerseglern klären wir aber noch
